Wer bist du für andere
Beim Einkaufen bist du ein Kunde. Beim Arzt bist du ein Patient. Im Job bist du ein Beschäftigter. Im Urlaub bist du ein Urlauber. Im Gottesdienst bist du ein Gläubiger. Die Menschen nehmen dich in der Begegnung so wahr, was sie sehen. Jedem Kind ist klar, wenn ein Schornsteinfeger im verschneiten Winter zu sehen ist, dann ist er eben ein Schornsteinfeger. Selbst wenn er im wirklichen Leben ein Universitätsprofessor ist und nur einmal die Kleidung eines Schornsteinfegers angezogen hat um seinem Nachbarn beim Kamin reinigen zu unterstützen, die momentane Beschreibung wird bei einer Begegnung “Schornsteinfeger” lauten. In der Kleidung eines Schornsteinfegers käme niemand auf die Idee, in dem Menschen einen Universitätsprofessor zu sehen. Wir Menschen ordnen Dinge so ein, wie wir sie wahrnehmen. Auch im Gottesdienst kannst du Beobachtungen machen, die dich zu einem falschen Eindruck bewegen können. Wenn ein Gottesdienstbesucher mit geneigtem Haupt und gefalteten Händen auf der Bank sitzt, dann denkst du, dass der Gläubige sehr fromm sein muss. Dabei will er womöglich nur so wirken. Du kannst dich übertrieben demütig präsentieren, so dass es schon wieder als Hochmut ausgelegt werden kann. Dennoch haben wir Menschen ein Gespür für das Echte, das Authentische. Wer Wasser predigt und Wein trinkt, ist nicht ernst zu nehmen im Leben. Wenn das Gesagte nicht getan wird, ist es nicht stimmig und lässt uns nachdenklich werden. Ein Kind lernt von seinen Eltern am meisten, was ihnen vorgelebt wird und nicht was dem Kind nur gesagt wird. Wenn der Vater dem Kind sagt, dass man mit Messer und Gabel essen sollte und in der Praxis isst er mit bloßen Händen seine Mahlzeit, dann wird das Kind es ihm eines Tages genauso nachmachen. Genauso darf ein Prediger seinen Zuhörern nichts vorspielen. Ein makelloses Leben nur verkünden und im Alltag bei der kleinsten Auseinandersetzung aus der Haut fahren ist nicht vorbildlich zu sehen. Klar soll das Gute gesagt werden. Dabei brauchen wir das Schwierige in unserem Leben nicht zu verbergen. Es sind schon zu viele Menschen von Gläubigen enttäuscht worden, weil sie im Gottesdienst sich so heilig dargestellt haben und an einem Werktag grob mit ihren Mitmenschen umgegangen sind. Da ist es besser im Gottesdienst zu sagen “Gott sei mir Sünder gnädig" Lukas 18,13
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