Du musst nicht gleich alles verstehen. Mit seinen Sinnen nimmt ein Neugeborenes seine Umwelt wahr. Es begreift im wahrsten Sinne des Wortes sein Umfeld. Es greift mit seinen Händen nach allem, was es erreichen kann. Bis zu einem Alter von einem dreiviertel Jahr existiert für das Kind nur das, was es unmittelbar sieht, hört und wahrnimmt. Aus den Augen, aus dem Sinn. Im Alter von drei Jahren kann ein Kind dann schon vieles verstehen. Komplexe Zusammenhänge wird es allerdings mit seinen eigenen Gedanken einordnen. Das Prinzip von Ursache und Wirkung wird das Kind erst durch Erfahrung lernen müssen. Ein Beispiel: Wenn es im Winter draußen sehr kalt ist und das Kind mit einem T-Shirt ins Freie geht, dann macht es die Erfahrung, dass es kalt ist, das Kind friert. Dass sein Verhalten eine Konsequenz haben kann, muss das Kind erst noch lernen. In einem Video habe ich gesehen, dass ein Kleinkind seinen Willen mit aller Gewalt durchsetzen wollte. Die Mutter des Kindes sah, dass ihr Nachwuchs gerade in eine Zwiebel beißen wollte. Das ist kein Apfel, sagte die Mutter zu ihm. Das ist ein Apfel, behauptete das Kind in seinem Eigensinn. Nein, das ist eine Zwiebel, sagte die Mutter zu ihrem etwa Dreijährigen. Unbeirrt biss das Kind in die Zwiebel und verzog sein Gesicht. Köstlich schmeckte die Zwiebel nicht. Trotz der Warnung seiner Mutter setzte er seinen Dickkopf durch und würgte die Zwiebel hinunter. Mit einem „Jetzt erst recht“! Die Mutter konnte nur noch schmunzeln. Dadurch erfuhr das Kind aus eigener Erfahrung das Resultat an seinem eigenen Leib. Selbst wenn das Kind stur bleibt und seinen eigenen Kopf durchsetzt, stößt es früher oder später an seine Grenzen und ändert erst mal nur zögerlich seine Strategie. Trotzdem ist es in der Erziehung wichtig, dass wir unseren Kindern eine gewisse Hartnäckigkeit zugestehen sollten. Als Erwachsener wird eine gesunde Standhaftigkeit auch von Vorteil sein. Dennoch ist ein rücksichtsvolles Verhalten gegenüber Andersdenkenden auch wichtig. Manch eine Verhaltensweise von anderen Leuten müssen wir nicht gleich verstehen. Kopfschüttelnd oder mit einer abweisenden Handbewegung tun zu viele Zeitgenossen eine noch nie dagewesene Idee und erkennen momentan den Impuls des Andersdenkenden noch nicht. Ein Lehrer blickt nach vorne und der Schüler kann manches von seinen Schulungen noch gar nicht richtig einordnen. Ein Schüler muss sich einiges sagen lassen, obwohl er das Ergebnis der Schulung noch gar nicht erkennen kann. So erging es auch Petrus. Sein Meister sagte zu ihm: „Was ich hier tue, verstehst du jetzt noch nicht. Aber später wirst du es begreifen. Johannes 13, 7.

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