Es wurde gefährlich.
1965 waren wir Zwillingsbrüder, zehn Jahre alt.
Die Winter waren sehr kalt und schneereich. Wir heizten daheim mit Holz.
Dürres Holz in Hülle und Fülle lagerte allerdings bei unseren Großeltern auf der anderen Dorfseite vor unserem Dorfweiher. Genannt: Katzensee.
Damit wir zuhause genügend Vorrat für die Feiertage hatten, schickte uns unser Vater mit einer Schubkarre zum Opa, um die kostbare Holzscheide zu uns nach Hause zu transportieren.
Wir kamen von der Seeseite durch den Garten zu Opas Holzlager.
Unser Großvater war früher der Schmied im Dorf und schon um die 80 Jahre alt.
Seine Leidenschaft war Holzmachen geworden. Holz war für ihn ein Stück Sicherheit.
Holz sagte er immer, Holz macht dreimal warm. Beim Sägen im Wald. Beim Holzhacken daheim und beim Schüren im Winter.
Wir Buben waren an diesem Wintertag im Holzlager angekommen. Das gute, dürre Buchenholz lag sorgfältig aufgesetzt in dem langen Gang zwischen der Schmiede und dem Wohnhaus unseres Großvaters.
Wir verhielten uns leise und flüsterten beim Holz aufladen miteinander. Selbst die Stallhasen am Ende des Ganges bemerkten uns nicht. Dachten wir.
Auf einmal hörten wir Schritte.
Psst, mucksmäuschenstill waren wir jetzt. Dann hörten wir schon unseren Opa voller Wut rufen: „Wer stielt da mein Holz!“ Haut ab ihr Diebe! Und schon kam voller Wucht ein schwerer Schmiedehammer auf uns zugeflogen.
Wir suchten, die Robbern zurücklassend, das Weite. Um ein Haar hätte uns der Hammer getroffen.
Unverrichteter Dinge kamen wir daheim an. Noch keuchend berichteten wir zuhause, dass uns Opa beinahe mit dem Hammer getroffen hätte.
Noch am selben Tag klärte die Angelegenheit unseren Vater vor Ort bei unseren Großeltern und er berichtete uns, dass Opa nicht davon ausging, dass seine heranwachsenden Enkelsöhne sein geliebtes Holz stehlen wollten.

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