Kartoffeln legen auf dem Schlaafberg

Es gab Zeiten, da unterstützten sich die Familien gegenseitig. Sobald es im April wärmer wurde, mussten die Kartoffeln gelegt werden. In der Au zwischen Haßfurt und Zeil funktionierte das Kartoffellegen wunderbar. An den Schlepper wurde die Legemaschine an die Hydraulik angebracht. Ein Anhänger wurde mit den neuen Saatkartoffeln beladen und schon ging die Pflanzaktion los. Sobald wir an dem Feld ankamen, nahm jeder seine Position ein. Mein Bruder und ich setzten uns hinten auf die beiden Blechsitze auf die Maschine. Die Aufgabe von uns Buben war es, auf einem Drehteller Kartoffeln einzulegen. Vor uns wurden besondere Holzkästen immer wieder mit weiteren Kartoffeln aufgefüllt. Unter uns vergrub die Maschine in gleichmäßigen Abständen in die Erde. Die Häufelschare konnten sich in dem lockeren Sandboden leicht in die Erde graben, damit die Saatkartoffeln auch wirklich gut zugedeckt wurden. Reihe um Reihe durchzog unsere Aktion das gesamte Feld. Dass meine Finger schmutzig wurden, störte mich sehr. Ich hätte auf meine Oma hören sollen und schon in jungen Jahren mehr für die Schule tun sollen. Sie sagte immer, der Kleine soll mal Pfarrherrlein werden. Heute würde ich ihr sagen, dass sie mich auf ein Internat hätte schicken sollen, dann wäre aus dem Wunsch meiner Oma was geworden. Im Nachhinein wäre ich als katholischer Priester nicht am richtigen Platz gewesen. Die Skandale sind nicht zu verleugnen. Ja, auch ein Pfarrer darf Kinder haben. Allerdings nur im Geheimen. Jetzt aber wieder zurück zur Arbeit. So ein anstrengender Tag in gebückter Haltung war schon anstrengend. Jeder Tag neigt sich dem Ende zu und so waren wir froh, wieder etwas Nützliches getan zu haben. Am nächsten Morgen sollten wir die gleiche Tätigkeit bei unserem Onkel Karl verrichten. Gleich nach der Schule fuhren wir mit unserem Traktor und er Maschine Richtung Zeil. Unser Vorhaben sollte sich auf dem Schlaafberg oberhalb der Zeiler Kapelle (Käpelle) abspielen. Der Berg hat eine gewaltige Steigung. Unser Traktor schaffte die steile Fahrt nur mit Mühe. Oben angekommen wartete schon unsere Zeiler Verwandtschaft auf uns. Der Ablauf war wie am Tag zuvor der Selbe. Bis auf eine erhebliche Ausnahme. Hier oben lag kein butterweicher Sandboden. Steine und schwerer Boden ließen die schare nicht genug in den Boden sinken. Wir Buben waren mit unserer elf, 12 Jahren zu leicht, damit unsere Gewicht die Kartoffeln wie es sein sollte zudeckte. Also legten legte jeder unter sein Gesäß einen schweren Steinquader zum Beschweren. Es funktionierte. Allerdings mussten wir sehr vorsichtig sein, wenn gewendet wurde. Sobald die Hydraulik die Maschine abhob, war die Gefahr groß, dass die Quader herunterrutschen können. Ach wie schön haben es doch die Stadtkinder. Die können in ihrer Freizeit Spaß haben, dachte ich des Öfteren. Gegen Abend war auch dieser Einsatz wieder mit Erfolg gekrönt und wir durften die deftige Brotzeit in der Familie unseres Onkels genießen.



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