Augen zu und durch.
Kleine Kinder halten sich manchmal die Augen zu, weil sie meinen, sie können dann von anderen nicht gesehen werden. Der englische Kunstmaler Norman Wilkinson verstand viel von der Wirkung der verschiedenen Farben. Als er im ersten Weltkrieg zur Marine eingezogen wurde, bemalte er mit schrillen Tarnmustern die britischen Schiffe. Die abstrakten Muster sollten die deutschen U-Boote so ablenken. Der englischen Admiralität gefiel der Plan so sehr, dass mit der Zeit mehr als 4000 Schiffe in den bizarrsten Bemalungen die Weltmeere durchfuhren. Leider stellte sich heraus, dass sich die Verluste dadurch nicht verringerten. Allerdings fühlten sich die eigenen Schiffsbesatzungen in den bemalten Schiffen sicherer. Die Moral der Truppe wurde durch den „Dazzle-Effekt“ gestärkt und so hielt man an der Bemalung der Schiffe fest. Der „Dazzle-Effekt“ täuschte zwar nicht den Gegner, sondern in Wirklichkeit die eigenen Leute. In Österreich erlebte ich bei einer Freizeit mit jungen Leuten ein ähnliches Phänomen. Auf einer Wasserrutsche rief ein begeisterter junger Badegast den anderen Jugendlichen zu. „ Das ist super, wenn ihr die Augen beim Rutschen zumacht, seht ihr gar nichts“. Die Dummheit machten einige nach und stießen im Schwimmbecken hintereinander miteinander zusammen. Wir Erwachsenen wollen andere mit unseren ausgeklügelten Absichten ebenfalls täuschen, oder wir halten auch unsere Augen zu und denken Gott sieht uns nicht. Einen Witz habe ich gelesen: Ein frommer Mann hat einen Garten voller Apfelbäume. Jeden Tag verschwinden ein paar Äpfel. Der fromme Mann schreibt ein Schild, auf dem steht: Gott sieht alles! Am nächsten Tag steht darunter: Aber er petzt nicht!

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