Händler und Vertreter.  

Auf unseren Bauernhof kamen verschiedene Händler, um ihre Waren anzubieten. Der Krenverkäufer oder Meerrettich Bauer aus der Forchheimer Gegend kam meistens um die Mittagszeit zu uns in die Küche. Der Greemoo is do. Nachdem er über das Wetter und über die schlechte Zeit geredet hatte, verkaufte er uns endlich einige Stangen von dem Wurzelgemüse. Am liebsten, so sagte er, kommt er zu den Leuten erst nach dem Mittagessen. Dann sind die Bauern leichter zu überzeugen. Wenn sie was gegessen haben, dann kommt man eher an sie ran. Schuhhändler aus dem Hofheimer oder Kronacher Raum kamen zu uns. Und jeder Händler redete mit seinem Dialekt. Die verschiedensten Persönlichkeiten besuchten unsere Familie. Am spannendsten waren die unangemeldeten Viehhändler oder Metzgermeister. Sie kamen, um gemästete Tiere zu kaufen. Die regionalen Metzger kauften ihre Tiere zu marktüblichen Preisen, die in der Tageszeitung bekannt gegeben wurden. Bei den Viehhändlern konnte das Geschäft auch anders herum abgewickelt werden. Also, dass ein Viehhändler z.B. einige junge Rinder zum Kauf anbot. Josef, unser Vater verhandelte geschickt mit den gewieften schlitzohrigen Händlern. Wenn zwei Viehhändler zusammen erschienen, verwendeten sie auch eine Art Geheimsprache. Die Ausdrücke übernahmen sie von jiddischen Händlern, die sich untereinander so verständigten, dass ein unerfahrener Bauer übers Ohr gehauen werden konnte. Diese Marktsprache eigneten sich einige fränkische Händler eben auch an, um bei einem Geschäft einen größeren Reibach zu erzielen. Kaufsde n Goldschdigge = gute Ware, oder kaufsde Tinneff? Tinneff = eine schlechte Ware. Uschbes = Vorsicht, das ist ein unzuverlässiger Mensch, der nicht zahlen kann. Mach kinn Zoores nid. Zoores = Schwierigkeiten. Bis heute sind diese jiddischen Ausdrücke erhalten geblieben. Wir kennen ja alle die Begriffe Tacheles = unverblümt die Meinung sagen. Schmu = versuche nicht, mich zu täuschen. Vermasseln = verpfuschen. Schduss = Dummheit. Rewach = Gewinn. Schachern = handeln. Meschugge = verrückt. Mauscheln = undurchsichtige Vereinbarungen treffen. „Wenn Jidde on Katzoff mauscheln, hodd dr Buhre Schlamassel. = Wenn sich jüdische Viehhändler und Metzger einig sind, erleidet der Bauer Schaden. Wie bei allen Menschen gab es solche und solche Zeitgenossen. Heiner aus dem Steigerwald habe ich als freundlichen und guten Menschen in Erinnerung. Andere wiederum fand ich anrüchig und unsympathisch.

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