In der Heuernte musste oft schnell gehandelt werden. Sobald das Gras auf den Wiesen gemäht war, trocknete es rasch und musste mehrmals gewendet werden. Die Landmaschinenhersteller brachten immer wieder neue Modelle von Heuwendern auf den Markt. Wir hatten eine sogenannte Spinne. Am Traktor angekoppelt wendete dieses Gerät das Heu, oder mit einer weiteren Einstellung konnten Heuschwaden gebildet werden. Wenn das Heu trocken war, konnten wir es auf einen Wagen laden und in die Scheune fahren. Bevor wir einen Ladewagen mit Pickup hatten, wurde das Heu mit Heugabeln aufgeladen. Zwei Männer waren auf der Wiese damit beschäftigt, das Heu aufzuladen. Frauen rechten die liegengebliebenen Halme noch zusammen und luden sie ebenfalls auf den Wagen. Wenn kein Gewitter im Anmarsch gewesen wäre, dann hätte der Heuernte Einsatz ein harmonisches Bild ergeben. Aber da braute sich mächtig was zusammen. Im Hainerter Loch blitzt und donnert es schon, meinte mein Opa. Wir mussten uns beeilen, wenn wir das Heu trocken in die Scheune bringen wollten. Ich war acht oder neun Jahre alt und stand auf dem Wagen. Wir setzten das geladene Gut ordentlich zurecht, damit die Fuhre bis zu drei Meter in die Höhe wachsen konnte. Es war eine schweißtreibende Arbeit. Mein Großvater Georg und ich befanden uns auf dem Wagen und schlichteten die losen Heugarben nebeneinander auf. Lage um Lage kamen wir immer höher hinauf. Zum Abschluss wurde in der Mitte des geladen Wagens der Länge nach ein Heubaum mit Seilen festgezurrt. Das Gewitter kam immer näher. Es krachte und blitzte in immer kürzeren Abständen. Vorne am Holzbalken noch ein Seil und hinten am Balken ein Seil befestigen. Endlich konnte die Heimfahrt angetreten werden. Unser blauer Lanz stieß beim Anzug eine rußige Abgaswolke aus dem Auspuff. Die Fuhre war schwer beladen. Mein Großvater und ich saßen immer noch oben auf dem vollgeladenen Wagen. Mit Karacho fuhren wir den Elfen Seeweg Richtung Kirchturm. Vor dem Katzensee mussten wir unter einem großen Baum durchfahren. Da passierte es. Die Äste des Baumes streiften meinen Körper. Geistesgegenwärtig griff mich mein Großvater und legte sich der Länge nach auf mich, um mich zu beschützen. Wenn mich mein Opa nicht gehalten hätte, wäre ich Kopfüber vom Heuwagen gefallen. Außer uns beiden bemerkte niemand unser Missgeschick. Jetzt fing es auch noch zu regnen . Es goss in Strömen. Donnerschläge und helle Blitze dramatisieren die angespannte Lage zusätzlich. Jetzt noch unter dem Lindenbaum in der Dorfmitte hindurchkommen und schnell in unsere Scheune ins Trockene kommen. Zum Glück standen die Tore weit offen und wir zogen ein letztes Mal unsere Köpfe bei der Einfahrt der Scheune ein und stiegen durchnässt aber lebendig vom Heuwagen.

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