Glocken läuten lassen.
In den fränkischen Dörfern hat nahezu jedes Dorf eine Kirche. Um die Menschen an die Gebetszeiten zu erinnern, wurden um sechs Uhr in der Früh die Glocken geläutet. Dieser Ruf zum Morgengebet ist eine alte christliche Tradition. Um elf Uhr hörten die Menschen auf dem Land dann das Elfuhrläuten. Punkt 12 Uhr dann das Zwölfuhrläuten. Am Abend um 18 Uhr kam das Läuten zum Abendgebet. Jeden Freitag läuten die Glocken um 15 Uhr, als Erinnerung an das Sterben Jesu am Kreuz. Na klar, vor den Gottesdiensten werden die Glocken auch geläutet. Jedes örtliche Glockenläuten hat einen anderen Klang. Die Glocken in der einen Ortschaft klingen anders als in der anderen Ortschaft. Ganz oben im Kirchturm ist der Glockenstuhl meistens aus heimischem Holz gezimmert. Die Vorrichtung ist so stabil gebaut, dass die drei freischwingenden Glocken der vollen Bewegung standhalten können. Sobald die herunterhängenden Seile hinter dem Altar gezogen werden, beginnen die Glocken zu läuten. Für das Glockenläuten war in unserer Kindheit die Weinigs Marie zuständig. Wenn sie auf dem Weg zur Kirche war, hatte sie keine Zeit für den Dorftratsch. War sie nicht zum Glockenläuten unterwegs, dann unterhielt sie sich oft Stundenlang vor ihrer Haustüre mit ihren Nachbarinnen. Wenn es ums Läuten ging, ließ sie alles stehen und liegen, um ihren Dienst in der Kirche zu verrichten. Schließlich mussten die Glocken pünktlich zu läuten beginnen. Wir Kinder begleiteten sie ab und zu. Wir durften sogar das Glockenseil ziehen. Armin, unser kleinster Freund in unserer Gruppe, wurde mit dem Seil oft nach oben gehievt. Das sah immer lustig aus. Ein unangenehmes Läuten war, wenn jemand aus dem Dorf starb. Die Totenglocke sagte dann den Bewohnern, dass jemand nicht mehr unter ihnen leben wird. Die Weinigs Marie wurde dann von jedem ihrem Heimweg gefragt, wer denn starb. Sie konnte die Neuigkeit allen neugierigen Leuten mitteilen.

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