Spitzbuben und Lumpen.

Eine Anzeige im Haßfurter Tagblatt. Futterrüben zu verkaufen. Es war wohl 1965. Eine alleinstehende Frau aus Sailershausen gab ihre kleine Landwirtschaft auf. Ihr Vieh hatte sie schon an Viehhändler aus der Region verkauft. In ihrem Keller lagerten jedoch noch Rüben, die sie ohne Vieh nicht mehr verwenden konnte.

Unser Vater meldete sich bei ihr und handelte einen passenden Preis aus. Sie wurden sich einig.

Also fuhren wir mit dem Traktor und einem leeren Anhänger in das etwas abgelegene Dörfchen mitten im Sailershäuser Wald. Dort angekommen, begrüßte er die Witwe, die in sich gekehrt war. Die Frau wurde einige Tage zuvor von anderen Händlern enttäuscht und begrüßte uns deswegen etwas  aufgeladen mit den Worten. Gauner, Spitzbuam, Lumpen.

Nach einigem weiteren Gemunkel meinte sie, dass die Viehhändler sie übers Ohr gehauen hätten. Wir hätten damit nichts zu tun. Wir trugen artig die etwas runzeligen Rüben aus dem Gewölbekeller. Die Rüben waren verdreckt und verkümmert. Ein gravierender Unterschied zu unseren Rüben von unseren Feldern im Maintal. Wir redeten nicht mehr viel. Nach getaner Arbeit gab unser Vater der frustrierten Frau ihr Geld und wir fuhren heim.

Die drei Worte, die sie zu den Viehhändlern sagte, vergesse ich nie. Gauner, Spitzbuam, Lumpen.

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