Wer rechtzeitig merkt, dass er auf dem falschen Weg ist, braucht Mut, um umzukehren. Was früher für ihn produktiv war und ihn von Erfolg zu Erfolg führte, kann mit der Zeit zu einem Ableben der Erfolgsstory werden. Bei einem Seminar im Rhein / Main Gebiet konnte ich mit meinen Kollegen ein Szenario durchspielen, das uns die Augen öffnen sollte. Unsere Aufgabe bestand darin, zu erfahren, wie es ist, wie man einen Misserfolg noch steigern kann. Das Exempel in unserer Gruppe bestand darin, die Produktion von zu groß geratenen Tennisbällen noch zu erhöhen. Welche negativen Ideen konnten wir entwickeln, um mehr Lagermöglichkeiten zu schaffen, damit die unverkäuflichen Tennisbälle in tausenden Kartons auf Halde gelagert werden konnten. Wir wurden aufgefordert, wie man ein Unternehmen in den Ruin führen kann. So eine Zielsetzung war uns in unserem bisherigen Berufsleben fremd. Ging es doch in den ergebnisorientierten Jahren immer nur um noch mehr Ertrag. Jetzt sollten wir mehr Leute einstellen, damit mehr Verlust gemacht werden konnte. Mehr Lagerraum schaffen, damit die Unterhaltungskosten gesteigert werden können. Als ich in einer sächsischen Großstadt als Vertriebstrainer tätig war, erzählte mir ein ehemaliger Betriebsleiter eine ähnliche Story. In seiner Tuchfabrik passierte es genauso. In der DDR war es gang und gäbe, sagte er mir. Der „Fünfjahresplan“ sah es vor, dass das „Kombinat“ mehr Stoffballen herzustellen hatte. Obwohl der Absatz ins Stocken geriet, wurde auf Hochdruck weiter produziert und die Anzahl der Stoffballen Monat für Monat erhöht. Weil kein Lagerraum mehr zur Verfügung stand, musste der Parkplatz als Lagerplatz genutzt werden. Alle privaten Fahrzeuge durften nicht mehr auf dem Fabrikgelände geparkt werden. Die Arbeiter parkten ihre „Trabis“ dann außerhalb der Stadt und gingen zu Fuß in ihren Betrieb. Oder fuhren mit dem Bus zu ihrer Arbeitsstelle. Mit der Zeit stapelten sich die Stoffballen im Freien in die Höhe. Durch Regen, Wind und Schnee wuchsen Flechten und Moose auf den Stoffballen. Einfach weiter produzieren und auf Besserung warten? Das ist eigentlich verantwortungslos. Der Leiter des VEBs = „Volkseigener Betrieb“ berichtete mir, dass er nicht gegensteuern konnte. Einige Zeit später verrotteten die wertvollen Gewebe Ballen auf dem Hof. Der „Fünfjahresplan“ wurde erfüllt. Die Belegschaft bekam sogar noch eine Auszeichnung für Verrichtung ihrer Tätigkeit. Allerdings war die getane Arbeit von fünf Jahren wertlos geworden. Ein Festhalten an Entscheidungen, auch wenn sich herausstellt, dass sie falsch sind, bedeutet eine unternehmerische Unfähigkeit. Den Mut zu haben, im Holzweg anzuhalten und umzukehren, kostet Kraft und braucht eine gesunde Strategie. Das verpassten die verantwortlichen Leiter in diesem System und trieben die gesamte Firma in den Ruin. „Auf ausgetretenen Pfaden lassen sich keine neuen Ziele erreichen“, erzählt uns die Geschichte. Warum wird ein Weg bis zum bitteren Ende gegangen? Weil wir Menschen Gewohnheiten so lieben. Dabei wollen wir kompetent wirken. Oft will der Führungsstab hartnäckig seine Position behalten. Weitblick zu haben und den Trend zur Erneuerung von außen zu bekommen, da ist man zu stolz. Dabei wäre ein Resümee dringend notwendig. Ein „Update" zu wagen, dazu braucht es ein ehrenhaftes Umdenken. Kreativität und Weisheit sind jetzt erforderlich. Fehlschläge überwinden und notfalls zu kapitulieren ist nicht einfach. In so einer Situation trotzdem nach vorne zu schauen ist schwer. Es ist leichter gesagt als getan. Ein Beispiel: Wenn dein liebgewordenes und zuverlässiges Auto in die Jahre gekommen ist, dann kommt eines Tages die Zeit, wo es nicht mehr anspringt, oder der Motor aussetzt. Es ist nicht mehr fahrbereit. Es hilft alles nichts, du bist gezwungen dir ein einsatzbereites Fahrzeug zuzulegen. „Wenn dein altes Pferd tot ist, dann nimm deinen Sattel und erwerbe ein frisches Pferd. Klar kannst du erstmal trauern und abwarten was passiert. Es macht allerdings keinen Sinn, wenn du dich jetzt auch noch zum Sterben hinlegen würdest. Geradeaus geht’s weiter. Etwas ablegen und sich neu ausrichten ist nicht bequem. Es gibt Abschnitte auf unserem Lebensweg, da können wir uns nicht einfach zurücklehnen und Nichtstun. Aufstehen und Gott um Hilfe bitten wird uns keinen Zacken aus der Krone brechen. Das hat etwas mit Größe zu tun. Wenn du schwach bist, bitte Gott, dass er dich stark macht. Wir werden diese Übung immer wieder trainieren müssen. Veränderung hat was mit „ändern“ zu tun. Dabei hilft uns wieder unser Glaube. Matthäus 11,28-30

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