Weil im Mittelalter echtes Pergamentpapier teuer war, schrieben Geschäftsleute ihre Einträge auf nicht sehr aufwändig gegerbte Schafhäute oder Ziegenhäute. Eine Kuhhaut dagegen bot sehr viel mehr Platz, um alles Wichtige schriftlich festzuhalten. Vier bis fünf Quadratmeter Fläche machten schon was her, um etwas zu dokumentieren. Gerade weil die Fläche so groß erschien, reichte die Oberfläche nicht aus, um säumigen Schuldnern ihre Rückstände für die Zukunft zu bekunden. Das ging sprichwörtlich auf keine Kuhhaut. Das Ausmaß des Normalen wurde bei weitem überstiegen. Den Ausspruch übernahmen natürlich gleich die frommen Leute, wenn es um die armen Sünder ging. Das geht auf keine Kuhhaut, riefen sie aus und kamen sich dabei selbst besonders frei von Fehlern vor. Wenn einem etwas beim Fehlverhalten zu viel wurde, dann gingen die Verfehlungen nicht auf eine Kuhhaut. Obwohl die Haut viel Platz bot, um alles Unerträgliche niederzuschreiben. Die Schreibfläche reichte einfach nicht aus. Die Obrigkeit im Mittelalter ging letzten Endes sogar so weit, dass Straftäter auf Kuhhäuten, auf denen die Sünden standen, vom Gefängnis bis zur Hinrichtung geschleift wurden. Heute wird alles digital festgehalten. Sobald es im Netz erscheint, können es alle sehen und mit dem Finger auf das Fehlverhalten deuten. Bei weitem ist die Möglichkeit größer als alles auf einer fünf Quadratmeter großen Kuhhaut anzuprangern. Im Gegensatz zu den früheren Tierhäuten kann der Text nicht einfach verbrannt werden. Fehltritte hinterlassen ihre Spuren womöglich für immer. Im Neuen Testament kann uns die Aussage aus Galater 6,1 Mut machen.

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