Gerade wenn du dich selbst beherrschen willst, fällt es dir am schwersten, diese Übung einzusetzen. Ich ließ mich schon zu oft zu Bemerkungen hinreißen, die ich nachher bedauerte. Selbstbeherrschung zählt zu einer Kardinaltugend. Weil wir es uns noch nicht zur Gewohnheit gemacht haben, uns selbst zu beherrschen, wundern wir uns, dass wir unsere eigenen Macken noch nicht hinter uns gelassen haben. Gut möglich, dass wir diese Übung noch nicht oft genug durchgeführt haben. Wenn wir bei möglichst vielen Gelegenheiten der Versuchung widerstehen könnten, dann gelinge es uns besonnen aufzutreten. "Die größte Herrschaft ist die Selbstbeherrschung” sagte Seneca, der Jüngere oder war es der Ältere? Recherchiere mal im Netz. Zu allen Zeiten glänzten Menschen nicht nur mit ihrer ehrenhaften Zurückhaltung. Nein, ihr beleidigendes Temperament verletzte andere Leute schon damals. Obwohl du meinst, dich selbst im Griff zu haben, rutscht dir gerade im unpassenden Moment eine spitze Bemerkung heraus, die einfach nur nervt. Zuerst den Betroffenen und letztlich sogar dich selbst. Du nimmst dir vor, in der nächsten Debatte erst mal durchzuatmen, um deinen starken Impuls jetzt zuzuschlagen zu stoppen. Schaffst du es langsam einzuatmen und bis vier zu zählen, die Luft anhalten, bis sechs zählen und langsam auszuatmen? So verhinderst du laut kluger Berater eine Kurzschlusshandlung. Wahrscheinlich kann es passieren ,dass du dann trotzdem beim letzten Atemzug explodierst. Deswegen halte ich von solchen Kontrollübungen herzlich wenig. Wer cholerisch veranlagt ist, kann nicht einfach phlegmatisch und gelangweilt sein Leben gestalten. Wenn mich in Zukunft so ein Konkurrent auf die Palme bringen will, widme ich einer anderen Aufgabe, um keinen Affront zu riskieren zu müssen. Nachher belohne ich mich mit den Worten: “Gut gemacht"! Es klappt wahrscheinlich nicht immer, jedoch gelingt es von Mal zu Mal besser. Der Tipp im Psalm 119, 34 ist in so einer Situation auch wertvoll.

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